Unsere Vision ist, gemeinsam und in Zusammenarbeit mit Whistleblower*innen schädliches Verhalten gegen Klima und Umwelt aufzudecken und echte Informationen über entsprechende Sachlagen zu erhalten. Wir streben einen ehrlichen Diskurs zu Lösungsmöglichkeiten an, der den effizienten Schutz unserer natürlichen Umwelt ermöglicht.
Wir bauen ein Netzwerk mit Klima- und Umweltschutz-NGOs, Journalistenverbänden und weiteren Organisationen auf. Damit können wir für potentielle Whistleblower*innen sichtbarer werden und die Speak-up-Kultur stärken. Durch niedrigschwellige Hinweisgeberportale, Kampagnen und Bildungsarbeit möchten wir Whistleblowing aus der Tabu-Zone holen und sowohl Hinweisgebende gut betreuen als auch NGOs helfen, einen guten Umgang mit Whistleblower*innen zu finden, indem wir sie beraten und komplexe Fälle gemeinsam bearbeiten.
Vergehen im Bereich ‚Klima & Umwelt‘ können sich auf mehreren Ebenen abspielen. Der illegale Verstoß gegen ein bestehendes Recht, d.h. Umweltkriminalität, ist der offensichtlichste Fall. Dabei können Vergehen gegen Klima und Umwelt als Straftat im Strafgesetzbuch gelistet oder als Ordnungswidrigkeit geführt werden, wie beispielsweise im Immissionsschutz - oder im Chemikaliengesetz.
Auch das Ausnutzen von Regelungslücken und damit ein versäumter Klima- und Umweltschutz kann einen Betrugstatbestand darstellen wie beispielhaft beim Greenwashing. Oft stellen Unternehmen sich durch klimafreundliche Werbeslogans oder einer ‚grünen‘ Außendarstellung klimafreundlich dar, werden aber diesem Versprechen nicht gerecht. Schließlich kann ein kritischer Fall auch darin bestehen, dass Politiker Verträge mit Unternehmen abschließen und damit klimaschädliche Pfadabhängigkeiten über Jahrzehnte festlegen.
Die Vergehen gegen Klima und Umwelt sind daher vielfältig und vielschichtig. Meist erschweren mangelnde internationale Kooperationen von Behörden, komplexe Liefer- und Konzernstrukturen als auch Korruption die Aufdeckung von Missständen. Häufig fehlen auch einfach die institutionellen Ressourcen und Instrumente, um gesetzliche Regularien durchzusetzen.
Es ist heute elementar wichtig, über die richtigen Informationen im Klima- und Umweltschutz zu verfügen, da die Relevanz des Bereichs stetig steigt und wir mehr und mehr Klimafolgen zu spüren bekommen. Gesetzliche Regularien werden daher z.T. verschärft[1]. Dabei kann eine Aufdeckung von Missständen als internes Verbesserungswerkzeug und/oder Qualitätsmanagement eines Unternehmens, einer Behörde/Institution, einer NGO, etc. dienen.
Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Tatsachen bei adäquatem Schutz des/der Whistleblower*in den Bürger*innen durch Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsangebote zugänglich gemacht werden, damit auf diese Weise ein offener demokratischer Diskurs über die Sachlage geführt werden kann. Nur so können gesellschaftlich aufgeklärte Entscheidungen getroffen und effektive und sinnvolle Maßnahmen zum Schutz der natürlichen Umwelt und des Klimas beschlossen werden. Die Klimakrise und die Degradierung unserer Lebensgrundlagen wie der natürlichen Umwelt betreffen uns alle. Daher haben die Bürger ein Recht darauf, informiert und an Diskursen über Lösungen beteiligt zu werden.
Der Klimakrise mit seinen Verflechtungen zu anderen Problematiken wie Biodiversitätsschwund, Gewässerkontaminierung, Waldverlust usw. wird ein zunehmend dringliches Thema, da wir an einen bestimmten Zeitrahmen zur Einhaltung der Klimaziele gebunden sind. Demgegenüber ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass Unternehmen die unbequemen Veränderungen herauszögern wollen und ggf. weiterhin auf ertragsreiche klimaschädliche Praktiken und Ressourcen setzen. Um eine galoppierende Entwicklung zu verhindern, indem sich die genannten Bereiche wie Klimaerwärmung und Biodiversitätsverlust gegenseitig verstärken und Kipppunkte erreicht werden, brauchen wir aktuell eine effiziente Klimapolitik und einen wirksamen Umwelt- und Naturschutz.
Die Gesellschaft ist beim Umwelt- und Klimaschutz daher auf Whistleblower*innen angewiesen. Sie besitzen den notwendigen Zugang zu Insiderinformationen und das ggf. notwendige Expert*innen-Wissen, um auf Risiken und Gefahren für Klima- und Umweltschutz hinzuweisen, bevor der Schaden irreparabel groß wird.
[1] Konkretisierungen, Erweiterungen und Verschärfungen des allgemeinen Umweltrechts erfolgten z.B. durch das Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz, das Umweltinformationsgesetz, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das Klimaschutzgesetz, das Anti-Greenwashing-Gesetz auf EU-Ebene
Menschen, die in ihrem beruflichen Umfeld auf Gefahren für Klima- und Umwelt stoßen, wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie sind hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu ihrem/r Arbeitgeber*in und ihren eigenen Werten und Normen.
Zudem gehen Whistleblower*innen und ihre Unterstützer bei Aufdeckungen oft ein hohes Risiko ein. Ihre Arbeitgeber*innen versuchen sie oder potenzielle Nachahmende teilweise mit Hilfe von Anwält*innen durch Repressalien, Drohungen und auf dem Rechtsweg des Arbeitsrechts oder auch des Strafrechts von Aufdeckungen abzuhalten. Erleichtert wird ihnen das durch die unzureichende bzw. schwer zu durchschauende Rechtslage, z.B. bei grenzüberschreitenden Vergehen oder durch die restriktiven Vorgaben für Offenlegungen gegenüber den Medien. Mit der Bewältigung der wirtschaftlichen und psychosozialen Folgen werden Whistleblower*innen und ihrer Unterstützer*innen oft allein gelassen.
Die berechtigte Angst vor persönlichen Risiken und fehlende Unterstützungsangebote wirken auf potenzielle Whistleblower*innen abschreckend. Missstände aus dem Klima- und Umweltbereich kommen so spät oder überhaupt nicht ans Licht und können gravierende Langzeitfolgen und Pfadsetzungen zur Folge haben.
Whistleblower-Netzwerk (WBN) ist die einzige Whistleblower-NGO im deutschsprachigen Raum und setzt sich seit seiner Gründung 2006 für eine Verbesserung der politischen und institutionellen Rahmenbedingungen für Whistleblower*innen ein. Dank seiner Expertise hat sich der überparteiliche und gemeinnützige Verein zu einem gefragten Ansprechpartner für Politik, Medien, Wissenschaft, Wirtschaft und zivilgesellschaftliche Organisationen entwickelt.
Über sein Beratungsangebot hat WBN zahlreiche Whistleblower*innen beraten und kann diese - wenn notwendig - an juristische und/oder therapeutische Hilfe weiterleiten. Das WBN unterstützt sie bei ihren Aufdeckungen und berät Organisationen beim Umgang mit Whistleblowing. Über seinen Experten-Beirat ist WBN sehr gut in der NGO-Szene vernetzt und hat in der Vergangenheit bereits mit NGOs aus dem Umwelt- und Klimaschutzbereich zusammengearbeitet.